Was ist Fairer Handel
Egal auf welchem Kontinent oder in welchem Land: Menschen wollen mit ihrer Arbeit mindestens so viel verdienen, dass sie davon leben können.
Wenn ein Bauer trotz harter körperlicher Arbeit seine Familie nicht ernähren kann, dann liegt das zum Teil auch an ungerechten Welthandelsstrukturen. Im Fairen Handel sind die Strukturen anders: Die Produkte werden zu fairen Bedingungen hergestellt und importiert. Im Mittelpunkt stehen die Produzentinnen und Produzenten, denn: Der Faire Handel ist mehr als Import und Vertrieb von Produkten. Er gibt den Menschen hinter den Produkten ein Gesicht. Ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern ist das Ziel des Fairen Handels.
„Fairer Handel heißt für uns, dass wir Arbeit und Verdienstmöglichkeiten haben, so dass wir unsere Kinder zur Schule schicken können. Von unserem Verdienst haben wir in der Gruppe ein gemeinsames Konto angelegt und wir alle entscheiden, wer davon einen Kredit bekommen kann. Wir wollen kein Mitleid, sondern Arbeit, die wir in Würde verrichten können. Wir haben nun auch eigene Arbeitsräume, wo die Arbeitsbedingungen gut sind.“
Beim Fairen Handel geht es nicht nur um den Warenhandel, sondern es geht auch darum, auf politischer Ebene für mehr Gerechtigkeit einzutreten. Zwar ist der Faire Handel nicht die Lösung für alle Probleme dieser Welt, aber er bietet benachteiligten Produzenten eine Möglichkeit, ihre Produkte unter fairen Bedingungen zu vermarkten.
In vielen Bereichen hat der Faire Handel Pionierarbeit geleistet und in der Bevölkerung ein Bewusstsein für kritischen Konsum geschaffen. Seit es vielen Menschen nicht mehr egal ist, wie ein Produkt entsteht, achten zunehmend mehr Firmen auf die Einhaltung von Sozialstandards.
Was ist fair am Fairen Handel?
Viele verbinden mit dem Fairen Handel die Zahlung eines fairen Preises. Damit ist gemeint, dass für bestimmte Produkte ein Fairtrade-Mindestpreis garantiert wird. Für diese Produkte muss er immer gezahlt werden – egal, wie niedrig der Weltmarktpreis liegt. Darüber hinaus wird für viele Produkte auch eine Fairtrade-Prämie bezahlt. Die zu Genossenschaften zusammengeschlossenen Bauern entscheiden selbst, wofür die Fairtrade-Prämie verwendet wird, z.B. für:
- Bau von Trinkwasserbrunnen
- Bau oder Renovierung von Straßen / Schulen
- Medizinische Versorgung
- Fortbildungen
Mehr als nur ein fairer Preis:
Der Fairtrade-Mindestpreis ist ein Mindestkriterium. Fairer Handel heißt aber sehr viel mehr:
Es gelten partnerschaftliche Prinzipien wie z.B. langfristige und möglichst direkte Handelsbeziehungen. Bei Bedarf erhalten die Genossenschaften schon vor der Lieferung eine Anzahlung, die so genannte Vorfinanzierung. Auch die Umstellung auf biologische Landwirtschaft wird im Fairen Handel stark gefördert.
Für viele Bauern ist es schwierig, ihre Ware zu vermarkten. Oft fehlt es an den einfachsten Dingen wie zum Beispiel einer Transportmöglichkeit der Produkte. Durch den Zusammenschluss in Genossenschaften haben die Bauern die Möglichkeit, ihre Produkte zu vermarkten, sich fortzubilden und für ihre Rechte einzutreten.
Außerdem sind im Fairen Handel ausbeuterische Kinderarbeit und Zwangsarbeit verboten. Angestellte auf Plantagen und in Fabriken erhalten eine angemessene Bezahlung und profitieren unter anderem von Schutzkleidung, bezahltem Urlaub und sozialer Vorsorge – alles Dinge, die bei uns selbstverständlich sind.
In den Industrienationen leisten viele engagierte Menschen Bildungs- und politische Arbeit, um die Verbraucher zu informieren und langfristig ungerechte Weltwirtschaftsstrukturen abzubauen.
Kurz gesagt:
Fairer Handel trägt dazu bei, dass Produzentinnen und Produzenten in Entwicklungsländern von ihrer Arbeit angemessen leben können.
Wer produziert fair?
Alle fair gehandelten Produkte stammen von Produzentengruppen, die den internationalen Fair-Handels-Grundsätzen verpflichtet sind.
Die Produzentengruppen sind entweder Genossenschaften oder abhängig Beschäftigte in der Landwirtschaft oder in Fabriken. Bei der Herstellung von Kunsthandwerk handelt es sich häufig um Kleingruppen oder Familienbetriebe.
Wer handelt fair?
Es gibt Firmen, die nur fair gehandelte Produkte vertreiben – sie werden auch als 100 % Fair-Händler bezeichnet. Das sind Importfirmen wie die GEPA, EL PUENTE, dwp oder BanaFair.
Die GEPA als 100 % Fair-Händler kauft von Genossenschaften oder Unternehmen mit sozialer und ökologischer Verantwortung und folgt dabei den Grundsätzen des Fairen Handels.
Die GEPA bemüht sich, ihre Produkte so weit wie möglich im Ursprungsland zu verarbeiten und zu verpacken, so dass möglichst viel der Wertschöpfung im Süden verbleibt. Dies ist aber nicht immer möglich oder sinnvoll. Deshalb erfolgt auch ein Teil der Weiterverarbeitung in Deutschland oder anderen europäischen Ländern.
Es gibt auch Importfirmen, die nur einzelne Produkte ihres Sortiments fair handeln. Als TransFair-Lizenznehmer dürfen sie dann diese Produkte mit dem Fairtrade-Siegel kennzeichnen.
Die Konsumenten entscheiden mit
Alle Konsumenten entscheiden durch ihr Einkaufsverhalten mit, welchen Stellenwert faire Arbeits- und Lebensbedingungen im weltweiten Handel haben. Nur dank ihnen ist der Faire Handel möglich. Je mehr Menschen den Fairen Handel auch mit dem Kauf fair gehandelter Produkte unterstützen desto gerechter geht es im weltweiten Handel zu.
Quelle: Fair Trade e.V.