Prolog
Willkommen im Siegel-Dickicht – Unsere Motivation für einen Fairen Stadtplan
Immer mehr Menschen achten heutzutage beim Einkauf auf Nachhaltigkeit und Fairness. Egal ob Kaffee, Schokolade, Schuhe, Handys, Schmuck oder anderes – wir wissen, dass viele solcher Produkte unter schlechten, menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt werden und oft auch die Umwelt darunter leidet. Und natürlich wünschen wir es uns anders: Die Produkte sollen unter fairen Arbeitsbedingungen und ohne den Einsatz von umweltschädlichen Chemikalien produziert worden sein, aus ökologischer Landwirtschaft stammen und beim Transport sollen Energieverbrauch und Emissionen möglichst gering bleiben.
Diese Wünsche kennen auch Unternehmen oder NGOs (Nichtregierungsorganisationen), die mithilfe von Siegeln, Gütezeichen, Labels oder Zertifikaten versuchen aufzuzeigen, wie nachhaltig oder fair ein Produkt ist. Aber solche Begriffe sind nicht geschützt, d.h. es gibt keine allgemein gültigen Standards, wann ein Produkt z.B. „fair“ ist. Und das führt leider auch zu Produktsiegeln, die Fairness oder ökologische Korrektheit bloß suggerieren, in Wahrheit aber wenig Ansprüche erfüllen. Bei der Vielzahl an Labels, die heute existieren, ist es kein Wunder, dass man als VerbraucherIn nicht mehr durchblickt, welches Siegel auf welchen Kriterien beruht und wie die Überprüfung der Kriterien erfolgt.
Der Faire Stadtplan soll Aachener VerbraucherInnen in dem Dickicht an Siegeln, Zertifikaten und Labels weiterhelfen. Er gibt Auskunft über die Orte und Geschäfte, an denen in Aachen fair und nachhaltig produzierte Produkte angeboten werden. Der Übersicht halber sind die Geschäfte und Produkte dabei unterteilt in die Kategorien „Lebensmittel“, „Textil“, „Gastronomie“, „Blumen“ und „Sonstiges“ (worunter z.B. Schmuck fällt). Außerdem fasst der Faire Stadtplan übersichtlich zusammen, welche Labels in welchem Geschäft zu finden sind.
Was wir mit „fair und nachhaltig produziert“ meinen, kann der Übersicht an hier aufgenommenen Siegel/Labels und ihren Beschreibungen entnommen werden. Unsere Definition von „fair“ entspricht der Konvention der Weltläden, der zufolge der Faire Handel insbesondere durch einen festgelegten Mindestpreis sowie die Sicherung sozialer Rechte charakterisiert ist.
Fairer, nachhaltiger Handel bedeutet nach unserem Verständnis auch die Förderung von Umweltschutz.
Wir haben in den Stadtplan auch Label aufgenommen, die zwar hauptsächlich die ökologische Komponente in den Mittelpunkt stellen, aber zugleich soziale Kriterien in ihrem Standard verankert haben. Diese Label garantieren die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen. Andere ökologische Siegel, bei denen die Garantie für die Einhaltung von Sozialkriterien fehlt, wurden nicht aufgenommen, auch wenn sie in ihren ökologischen Anforderungen anspruchsvoll sind.
Unserem Verständnis von „fair“ liegt der Import von Produkten aus dem sogenannten „Globalen Süden“ (Entwicklungs- und Schwellenländer) zugrunde. Außer Frage steht, dass regionale Produkte ebenso unter fairen Bedingungen geerntet oder hergestellt worden sein können und dass ihre Transportwege wesentlich kürzer ausfallen. Da sie nicht zertifiziert sind, tauchen sie im Fairen Stadtplan nicht auf, ihr Kauf ist aber auch eine Möglichkeit, beim Konsum auf soziale (Arbeitsbedingungen, Tariflöhne, …) und ökologische Standards zu achten. Eine Anlaufstelle für Informationen zu diesem Thema kann die Verbraucherzentrale sein.
Das Fairtrade-Siegel als eines der bekanntesten Siegel des Fairen Handels ziert mittlerweile eine ganze Menge Produkte und kann in fast jedem Supermarkt gefunden werden. Würden wir jedoch jede Filiale von jeder Supermarkt-Kette in den Fairen Stadtplan aufnehmen, würden Übersichtlichkeit und Nutzen darunter leiden. Deshalb sei an dieser Stelle darauf verwiesen, dass auch in Supermärkten wie Netto Marken-Discount, Lidl und Co. Produkte aus fairem Handel erworben werden können. In den Fairen Stadtplan haben wir nur die Geschäfte aufgenommen, für die die unternehmerische Entscheidung in Aachen liegt, Inhaber-geführte Supermärkte wie z.B. Rewe Stenten sind also im Stadtplan aufgeführt.
Wir sehen den Fairen Stadtplan als Entscheidungshilfe und möchten niemanden damit vor den Kopf stoßen. Wir freuen uns, wenn er VerbraucherInnen zur Orientierung in der Fairtrade Town Aachen dient. In der Natur der Sache liegt, dass er niemals ganz final und vollständig sein kann, denn dafür ist der Aachener Einzelhandel viel zu vielfältig und lebendig. Deshalb freuen wir uns über Anregungen, neue Einzelhandels-Vorschläge, neue Siegel-Vorschläge und kritische Nachfragen! Schreiben Sie uns einfach an info@fairhandeln.info