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©LBL . Will Baxter . clean clothes Kampagne

Textil & Kleidung

Was haben kommunen mit „SAUBERER“ Kleidung zu tun?

Kaum einer/m kommunalen EinkäuferIn ist bekannt, woher die Ware stammt, die die Kommune für die Polizei, die Feuerwehr, Krankenhäuser und Kindergärten, Müllabfuhr und andere öffentliche Unternehmen einkauft. Ein nicht unerheblicher Teil dieser (Dienst)Kleidung wird in sogenannten Billiglohnländern in Südostasien, Mittelamerika und Osteuropa hergestellt. Der Einzelhandel in Deutschland vergibt die Aufträge an Produzenten in diesen Ländern. Die deutschen mittelständischen Unternehmen (Produzenten, Händler, Import-/Exportfirmen etc.) kümmern sich in der Regel nicht um die sozialen und ökologischen Bedingungen, unter denen ihre Ware hergestellt wird.

Recherchen der Kampagne für „saubere“ Kleidung (Clean Clothes Campaign = CCC) zeigen auf, dass bei der Herstellung der Bekleidung in diesen Ländern massiv Menschen- und Arbeitsrechte verletzt werden (Verbot von Vereinigungen wie Gewerkschaften, gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen, Arbeitsstunden von bis zu 100 Stunden/Woche ohne einen freien Tag, Zahlung keines oder nur eines Mindestlohns, der nicht zum Überleben ausreicht, und vieles mehr).

Kommunen haben eine soziale Verpflichtung und sollten in ihrem eigenen Einkaufsverhalten mit gutem Beispiel vorangehen. Im Fall von Dienstkleidung beinhaltet dies zudem keine Mehrkosten, denn die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass die sozial verträglich hergestellte Kleidung nicht teurer ist. Die CCC fordert deshalb die Kommunen als öffentliche Auftraggeber auf, zukünftig beim Einkauf von Dienstkleidung und Textilien soziale Mindeststandards als Kriterien bei der Ausschreibung von Aufträgen zu berücksichtigen. Als Modellkatalog dieser Sozialstandards könnte der Verhaltenskodex des I.B.F.G. von 1997 gelten, den die CCC in ihrem eigenen Kodex von 1998 übernommen hat (www.sauberekleidung.de). Die öffentlichen Aufträge können einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung der Kommunen im Sinne der lokalen Agenda 21 leisten.

Warum Kleidung billiger geworden ist

Die übergroße Mehrheit aller Näharbeit weltweit geschieht unter unmenschlichen Bedingungen. Die Kampagne für „Saubere“ Kleidung setzt sich für die Verbesserung dieser Bedingungen ein. „Sauber“ heißt menschenwürdig, sozial sauber. Sie will Ihnen als KonsumentIn keineswegs ein schlechtes
Gewissen verpassen – im Gegenteil: Die deutschen VerbraucherInnen haben mit ihren zig Kilogramm jährlich pro Kopf gekaufter Textilien buchstäblich ein großes Gewicht in die Waagschale zu werfen: Sie können „Politik mit dem Warenkorb“ machen: nachfragen, nachhaken, die Verantwortung der Vermarkter von Bekleidung hier in Westeuropa einklagen. Gesellen auch Sie sich dazu, fordern Sie von den deutschen Bekleidungshändlern die Einhaltung sozialer Mindeststandards bei der Herstellung der von ihnen vermarkteten Kleidung. Mittlerweile gibt es die CCC in ganz Europa. In ihr sind über 250 gewerkschaftliche, entwicklungspolitische und Frauenorgansiationen vertreten.

CLEAN CLOTHES CAMPAIGN

Kampagne für saubere Kleidung
c/o Vereinigte Evangelische Mission
Rudolfstr. 131
42285 Wuppertal
Tel.: +49 (0)202/890 04-316
Fax: +49 (0)202/890 04-79
E-Mail: ccc-d@vemission.org

Die internationale „Clean Clothes Campaign“ entstand 1990 auf Initiative verschiedener Organisationen in den Niederlanden und verbreitete sich ab 1995 weiter in Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Österreich, Schweden, der Schweiz und Spanien.

In Deutschland hat sich die Kampagne für „saubere“ Kleidung im Sommer 1996 gegründet. Von Anfang an arbeiteten kirchliche Organisationen, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen aus dem entwicklungspolitischen Spektrum eng zusammen.

SAUBER HEISST SOZIALVERTRÄGLIC
Die Kampagne für „saubere“ Kleidung richtet sich gegen schmutzige Geschäfte mit der Ausbeutung von Frauen. Sie will:

  • Bessere Arbeitsbedingungen in der weltweiten Bekleidungsproduktion erreichen.
  • Den Einzelhandel zur Einhaltung von Mindeststandards entlang seiner Beschaffungswege verpflichten.
  • In konkreten Fällen von Arbeits- oder Menschenrechtsverletzungen die Beschäftigten durch europäisch abgestimmte Eilaktionen unterstützen.
  • VerbraucherInnen über bestehende Verhältnisse in der Produktion informieren.

In enger Kooperation mit Organisationen in südlichen Ländern erarbeitete sie den „Arbeitsverhaltenskodex für die Bekleidungsindustrie einschließlich Sportkleidung“, der sich auf Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) stützt und Folgendes festschreibt:

  • Organisationsfreiheit
  • Recht auf Tarifverhandlungen
  • Verbot von Zwangsarbeit
  • Mindestalter
  • Antidiskriminierung
  • angemessenen Lohn
  • Arbeitsstundenregelung
  • Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz

Die Kampagne fordert den Bekleidungshandel auf, ihren Arbeitsverhaltenskodex zu unterzeichnen und die Einhaltung dieser Standards von einer unabhängigen Institution kontrollieren zu lassen.

Macht der Konsumenten

KonsumentInnen haben einen großen Einfluss. In Deutschland etwa werden pro Jahr und Person rund 870 Euro für Bekleidung ausgegeben. Damit ist die Bundesrepublik Weltmeisterin im Kleiderkonsum. Genug Kaufkraft, um mit dem Einkaufskorb Politik zu machen.

In den zehn Jahren ihrer Existenz hat die Kampagne einiges erreicht: Durch Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit ist das gesellschaftliche Bewusstsein über menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in der weltweiten Bekleidungsindustrie enorm gewachsen. Die Beteiligung von VerbraucherInnen an Unterschriftenkampagnen, Musterbrief- und Eilaktionen ist beachtlich. Ein Netz von Organisationen und Personen aus Industrie- und Entwicklungsländern wurde aufgebaut, das im Fall von Arbeitskonflikten eng zusammenarbeitet. In fünf europäischen Ländern ist die Kampagne an Pilotprojekten beteiligt, in denen sie mit Unternehmen Verfahren der unabhängigen Kontrolle der Einhaltung von Verhaltenskodizes überprüft. In den Niederlanden wurde 1999 die „Fair Wear Foundation“ gegründet, eine unabhängige Verifizierungseinrichtung, in der Unternehmensverbände, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen vertreten sind. In der Bundesrepublik hat es eine Reihe von Unternehmensgesprächen gegeben – bisher jedoch ohne ein verbindliches Kooperationsprojekt. Die Kampagne ist am deutschen „Runden Tisch Verhaltenskodizes“ vertreten, an dem zurzeit ein gemeinsames Pilotprojekt diskutiert wird.

Trotz dieser Fortschritte konnten jedoch Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in der weltweiten Bekleidungsindustrie bisher nur in Einzelfällen erreicht werden. Für einen umfassenden Fortschritt sind nicht nur weitergehende Kodex-Anstrengungen erforderlich, sondern auch gesetzliche und staatliche Initiativen im Bereich der Umsetzung von Arbeits- und Sozialrechten.

Wie Sie helfen können
  • durch das Verteilen von Materialien bei Aktionen auf nationaler und regionaler Ebene
  • durch Gespräche mit Firmen und VerbraucherInnen
  • durch Aktionsberichte, Fotos etc. für den regelmäßig erscheinenden Rundbrief
  • durch die Beteiligung an Unterschriftensammlungen
  • durch Eilaktionen (urgent actions) bei Menschenrechtsverletzungen im Süden
  • durch die Nutzung der Kampagnen-Homepage: Das Forum der Kampagne soll jeder nutzen, der oder die etwas sagen möchte
  • und vor allem durch neue Aktionsideen und Vorschläge für die Kampagne.

Die deutsche Kampagne für „saubere“ Kleidung versteht sich als Teil der europaweiten „Clean Clothes Campaign“ (CCC). Sie arbeitet autonom, stimmt sich jedoch hinsichtlich ihrer strategischen Maßnahmen mit der europäischen CCC ab.

Die Zusammenarbeit mit internationalen Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen, die immer wieder über aktuelle Unrechtssituationen informieren und die Interessen der TextilarbeiterInnen in die Forderungen der Kampagne einbringen, ist sehr intensiv.